Als Paar über sexuelle Wünsche sprechen!
Im vorhergehenden Beitrag habe ich mich damit befasst, wie wichtig es ist, mit dem Partner über seine Wünsche und Träume zu sprechen. Darüber, wie man aus einem vagen „Ich würde gerne …“ einen handfesten Wunsch macht und sich auf das Gespräch vorbereitet. Vermutlich schaffen die meisten Paare, das leidlich umzusetzen, solange es nicht um die Basis der Beziehung geht. Geht es hingegen um Sex und Liebe, wird es herausfordernd!
Warum über sexuelle Wünsche sprechen?
Es mag Paare geben, bei denen Sex und Gefühle nicht wichtig sind. Die in einer perfekt funktionierenden Wohngemeinschaft miteinander leben und im Idealfall einige ihrer Hobbys teilen.
Ich verliere mich jetzt nicht in Überlegungen, was passiert, wenn einer der beiden sich in jemand anderen verliebt. In jemanden, mit dem er Spaß am Sex haben könnte. Uns geht es darum, dass ein Paar, das lange miteinander glücklich sein will, sich gemeinsam auf das Abenteuer Sexualität einlässt.
Denn diese Spielwiese ist immer für Überraschungen gut und das beste Mittel gegen Langeweile in der Beziehung. Vor allem aber verhindert sie eines: dass man seine Wünsche ohne den Partner oder, schlimmer, hinter dessen Rücken auslebt.
Mal ehrlich, die meisten Paare finden Sex miteinander irgendwann langweilig und träumen von heißen Abenteuern. Oder würden gerne etwas Ausgefallenes, etwas Neues ausprobieren. In manchen Wünschen kommt der Partner oft gar nicht mehr vor.
Moderne Psychologen finden das zwar nicht gut, aber normal.
Oft sind Fremdgehen, sich fremdverlieben oder virtuelle Eskapaden im Internet nur der einfachere Weg, das eigene Leben wieder etwas aufregender zu gestalten.
Aber es gibt einen besseren Weg: Die Spielarten der Sexualität gemeinsam entdecken! Man muss nicht alles sofort mögen und umsetzen, aber allein das Reden darüber vertreibt sofort die Langeweile.
Kommt Dir jetzt der Gedanke, wie Du Dich fühlen würdest ...
wenn Dein Partner Dir eröffnet, dass er gerne mit anderen Menschen Sex haben möchte? Wird dir dabei Angst und Bange, fühlst Du Dich verraten, angegriffen und verletzt?
Wenn du deinen Partner wirklich liebst, würdest du ihm zuhören, versuchen zu verstehen, was ihn bewegt und vielleicht sogar einen gemeinsamen Weg finden.
Frage Dich: „Will ich den Menschen, den ich liebe, mit seinen Wünschen und Träumen wirklich allein lassen?“
Über die intimsten Wünsche zu sprechen, bringt uns einander näher
Es kann sein, dass der eine die Wünsche des anderen überhaupt nicht versteht. Hier müssen wir lernen, einander zu vertrauen, jeden so zu akzeptieren, wie er ist, und gemeinsam einen Weg finden, auf dem wir uns beide wohlfühlen.
Egal, um was es sich handelt, wenn man gemeinsam als Team etwas anpackt und bewältigt, wird die Beziehung immer davon profitieren.
Ich sage es ungern: Wenn man mit seinem Partner nicht wenigstens über seine Wünsche reden kann, wird man früher oder später mit jemand anderem darüber reden. Und wenn dieser auch noch den Wunsch erfüllt, ist die Beziehung am Ende.
Warum reden wir nicht gerne über unsere Wünsche?
Leider ist es oft so, dass wir, wenn der Partner uns einen Wunsch mitteilt, sofort das Gefühl haben, dass der andere unzufrieden ist. Wir empfinden das als Kritik an der aktuellen Situation und oft auch an uns selbst.
Wir haben Angst, dass unser Partner das genauso so empfinden könnte, und behalten deshalb den Wunsch lieber für uns. Wir tun das, um die Beziehung nicht zu belasten.
Aber genau das stört die Beziehung: Unausgesprochene Wünsche verschwinden nicht.
Manche wachsen in unseren Köpfen zu einer regelrechten Obsession heran. Nicht darüber zu reden, entfremdet uns. Klar, es kann uns durchaus eine Zurückweisung erwarten. Oder sogar, dass sich unser Partner verletzt fühlt. Wenn wir etwas für unsere Beziehung tun wollen, müssen wir lernen, vor allem über unsere sexuellen Wünsche zu sprechen. Egal, wie ausgefallen sie sind.
Es kann durchaus sein, dass der Partner ein anderes Bild von einem bekommt, wenn man seine Wünsche äußert
Mit etwas Glück eines, das besser zu ihm passt. Oder eines, mit dem er nicht klarkommt. Etwas, das ihn verunsichert oder schockiert.
Sprecht miteinander über eure Gefühle. Findet einen Weg, der für beide passt. Ich kann es nur wiederholen: Nicht miteinander reden macht kein glückliches Paar! Der richtige Zeitpunkt. Alles, was ich im vorherigen Beitrag beschrieben habe, gilt vor allem hier: Ein Date vereinbaren und in entspannter Atmosphäre, miteinander reden. Aufschreiben. Planen.
Doch vorher gilt es eine weitere Hürde zu überwinden: Die richtigen Worte! Die deutsche Sprache hat wenig ansprechende Worte für erotische Körperteile und Tätigkeiten. Andere Sprachen haben da mehr Fantasie und vor allem eine gesündere Einstellung dazu.
Wir werden von klein auf damit konfrontiert, dass Sex etwas Schmutziges ist. Im besten Fall zwar nicht von den Eltern, aber spätestens in der Schule wird darüber gespottet und gewitzelt. Den Rest erledigen die Medien. Somit sind die meisten sexuellen deutschen Wörter mit einem lausigen Beigeschmack behaftet.
Die Lösung ist eine sensationelle Übung für jedes Paar: Schreibt die Körperteile und Tätigkeiten auf der linken Seite auf ein Blatt Papier. Besser: In euer gemeinsames Wunschheft! Versucht dann, für jedes ein ansprechendes Wort zu finden. Ein Wort, das euch beiden gefällt und das nicht voreingenommen ist. Das können Wörter aus anderen Sprachen sein, Metaphern oder Codewörter. Eine Zeichensprache? Ihr werdet sehen: Es ist aufregend, erotisch und macht sogar Spaß. Und es wird euch helfen, in Zukunft leichter über erotische Wünsche zu sprechen.
Wo wir dabei sind: Lasst die Vergangenheit ruhen!
Was passiert ist, liegt hinter uns und wir können nichts daran ändern. Sich damit zu beschäftigen, wirft uns aus dem Hier und Jetzt und entfernt uns emotional von unserer Beziehung. Konzentrieren wir uns auf die Zukunft, denn die liegt in unserer Hand!
Viele Paare diskutieren über vergangene Erfahrungen, Verletzungen und was besser war. Statt sich auf die Gegenwart und die gemeinsame Zukunft zu konzentrieren. Das ist schade, denn nichts ist umsonst: Alles, womit wir uns beschäftigen, kostet uns geistige und emotionale Energie. Die könnte man viel sinnvoller in die gemeinsame Zukunft investieren!
Was auch wichtig für ein Wunsch-Gespräch wäre: Keine Vorwürfe. Die haben in einer glücklichen Beziehung nichts verloren. Nicht „du hast .., du bist ...“ Sondern immer „Ich würde gerne...., ich möchte ..., ich sehne mich nach ...“ Man will den Partner nicht verletzen oder irgendwelche Streitgespräche gewinnen, sondern den Weg für seine Wunscherfüllung ebnen. Klar, Vorwürfe gehören leider in unserer Gesellschaft dazu. Wir können sie nicht einfach abstellen. Wir können sie nicht einfach abschaffen. Aber wir können uns darauf einigen, dass jeder Vorwurf vom Zuhörer gestoppt wird und eine Minute Pause folgt. Das wirkt Wunder: Nachdenken, nachfühlen, umformulieren und weiterdiskutieren! Radikaler sollten wir mit Schuldzuweisungen umgehen: Das sind die Beziehungskiller. Die wollen wir nicht und die bringen uns rein gar nichts! Sie zerstören! Manchmal überkommt es uns im Eifer des Gefechts trotz bester Vorsätze. Dann: Stopp! Eine Minute Pause! Sich entschuldigen und weitermachen!
Let’s talk about Sex!
Wir haben die Bedingungen verstanden, um unsere Wünsche an unseren Partner heranzutragen und bemühen uns, sie umzusetzen.
Jetzt braucht es Mut!
Es ist unwahrscheinlich, dass die sexuellen Wünsche immer für beide passen. Aber genau das ist das beste Mittel gegen Langeweile im Bett und in der Beziehung! Das Abenteuer und die Herausforderung, es beiden recht zu machen, sich seinen Ängsten und Bedenken zu stellen und sie gemeinsam zu überwinden, macht das Leben wieder aufregend.
Es fällt einem nicht leicht, über seine sexuellen Wünsche zu sprechen. Vor allem nicht, wenn man vermutet, wie der Partner reagieren wird. Wer weiß schon 100% genau, wie sein Partner heute tickt? Es könnte durchaus sein, dass er seine Meinung, seine Vorlieben inzwischen geändert hat. In einer glücklichen Beziehung wird nichts in Stein gemeißelt sein, sondern kann über alles gesprochen werden.
Wenn wir von Wünschen sprechen, formulieren wir meistens Taten, Handlungen oder Gegenstände. Selten sind wir uns der Gefühle bewusst, die wir uns wünschen.
Sie sind aber der Schlüssel, wenn der Wunsch für den einen passt, für den anderen aber nicht.
Versucht herauszufinden, welche Gefühle euch dabei bewegen. Sprecht darüber warum der eine es sich wünscht und warum der andere nicht. Diese Art, miteinander zu reden, verändert oft die Wünsche und man findet Lösungen, die für beide passen.
Es mag erstaunlich klingen, aber oft sind die erlebten Gefühle nach so einem Gespräch aufregender und intensiver als der ursprüngliche Wunsch.
Die meisten professionellen Berater würden es hierbei belassen. Wir nicht!
Wir reden hier über das Ziel, als Paar gemeinsam glücklich zu werden. Da gibt es Wünsche, die nicht zu uns passen.
Jetzt kommt der Satz, der für eine Beziehung alles ändern kann:
Sprecht über diesen Wunsch und findet einen Weg, ihn so umzuwandeln, dass seine Erfüllung die Beziehung bereichert.
Das ist die Stärke glücklicher Paare: Über Wünsche und Bedürfnisse zu sprechen, um gemeinsam einen Weg zu finden, der beiden und der Beziehung guttut.
Der Trick ist, in solchen Momenten gemeinsam an der Beziehung zu arbeiten. So wie man es oft im Beruf macht: Es gibt eine Aufgabe, ein Problem, ein Ziel, und man setzt sich zusammen, um eine Lösung zu finden. Das kann zwar eine Weile dauern und viel Energie kosten.
Es geht nicht darum, jeden Wunsch durchzusetzen. Sondern darum, darüber zu reden und gemeinsam einen Weg zu finden. Gehört, und wichtig genommen zu werden, einander zu verstehen und sich ein geniales Leben zu gestalten.
Du hast einen Wunsch, der nichts mit Sex zu tun hat? Damit haben wir uns im ersten Teil dieses Beitrags beschäftigt. Lies ihn hier: Teil 1: Über Wünsche sprechen.